Ausbildung Mediation von A - Z

    AKTIVES ZUHÖREN  
      Eine wesentliche Aufgabe der MediatorIn ist es sicherzustellen, dass jede Partei gehört und verstanden
wird und zwar sowohl von der MediatorIn selbst als auch von der anderen Konfliktpartei, ohne aber
dabei die Sichtweise der erzählenden Person zu übernehmen. Der/die MediatorIn verwendet dafür
verschiedene Gesprächs- und Fragetechniken, gibt von Zeit zu Zeit in eigenen Worten wieder,
was gehört wurde und fragt nach, ob es richtig zusammengefasst wurde (⌦ Spiegeln/ Paraphrasieren).
Auf diese Weise kann man der erzählenden Person deutlich machen, dass ihr tatsächlich zugehört wird.
An entscheidenden Stellen werden auch die Kontrahentlnnen aufgefordert, sich gegenseitig zu spiegeln.
Sie werden dadurch veranlasst, genau zuzuhören und das Wesentliche des Gesagten zu erfassen
    AKZEPTANZ  
      Eine Mediation kann nur dann gelingen, wenn der/die MediatorIn hohe Akzeptanz durch die
Konfliktparteien genießt. Gleichzeitig ist es Ziel des Mediationsverfahrens, die gegenseitige Akzeptanz
der Konfliktparteien zu erreichen.
    ALLPARTEILICHKEIT  
      Der/die MediatorIn muss danach trachten, zu allen Parteien Äquidistanz zu wahren.
Er/sie versetzt sich in alle Parteien hinein und versucht durch gezieltes Nachfragen,
sie möglichst genau zu verstehen. Somit ergreift die MediatorIn Partei für alle.
    AUSSERGERICHTLICHER TATAUSGLEICH  
      Der Außergerichtliche Tatausgleich stellt eine Möglichkeit dar, um einerseits die Interessen der/des
Geschädigten nach einer Straftat einzubeziehen und um andererseits der/dem Beschuldigten die
Verantwortung für sein/ihr Handeln und dessen Folgen zurückzugeben. Mittels Mediation wird nach
einer Lösung für den Konflikt gesucht. Eine Wiedergutmachung des Schadens ist dabei genauso
einbezogen, wie die Aufarbeitung emotionaler Folgen des/der Geschädigten sowie der künftige
Umgang miteinander.
Ein erfolgreicher Tatausgleich führt in der Regel zur Einstellung des Strafverfahrens. Dadurch wird eine
gerichtliche Verurteilung und Bestrafung samt Gerichtskosten und eine Vormerkung im Strafregister
vermieden. In den meisten Fällen macht ein gelungener Außergerichtlicher Tatausgleich ein
zeit- und kostenaufwändiges Zivilverfahren unnötig. Der/die Geschädigte erhält seine/ihre
materiellen Ansprüche rasch und unbürokratisch ersetzt. Weiters kann seinem/ihrem Bedürfnis
nach immaterieller Schadensgutmachung durch Eingehen auf die emotionellen Aspekte im
Zusammenhang mit der Straftat entsprochen werde
    BEDÜRFNISSE  
      Hinter den Positionen, die Konfliktparteien meist energisch vertreten, stehen (meist unausgesprochene)
Bedürfnisse. Diese – nicht die Positionen – bilden den Schlüssel zur Konfliktlösung.
Aufgabe der MediatorIn ist es, den KlientInnen zu helfen, sowohl ihre Bedürfnisse als auch jene
der anderen Konfliktpartei zu erkennen, zu formulieren und zu akzeptieren, um dann auf dieser Basis
eine Annäherung zu erreichen. (⌦ Grundbedürfnisse)
    BRAINSTORMING  
      Brainstorming ist eine allgemein bekannte und anerkannte Methode, um verschiedenste Gedanken,
Lösungsansätze, Ideen, etc. zu einem bestimmten Problemkreis zu sammeln.
Wichtig ist, den TeilnehmerInnen bewusst zu machen, dass sämtlichen geäußerten Vorstellungen,
Denkansätzen, etc. völlige Unverbindlichkeit zukommt. Weiters darf es im Zuge des Brainstorming zu
keinerlei Bewertungen der Gedanken kommen. Nur unter dieser Voraussetzung ist es möglich,
frei von Hemmungen, Ängsten und Zwängen der eigenen Fantasie freien Lauf zu lassen und
im Zuge dessen eine Vielzahl von Möglichkeiten zu eröffnen
    CO-MEDIATION  
      Die Mediation wird von zwei MediatorInnen geleitet. Diese sollten nach Möglichkeit beide Geschlechter
repräsentieren. Trennungen, Scheidungen sowie Konflikte über Bezugsrecht und Obsorge werden
sehr häufig in Co-Mediation bearbeitet. Der große Vorteil einer Co-Mediation liegt darin,
dass sich jede Konfliktpartei in einem/einer der MediatorInnen repräsentiert sehen kann.
    DEESKALATION  
      Aufgrund verschiedener Mechanismen, die in Konflikten wirken, kommt es häufig zur Intensivierung
der Konflikte (⌦ Eskalationsdynamiken). Konflikte eskalieren mitunter so stark, dass die Konfliktparteien
alleine nicht mehr in der Lage sind, die Spirale der Eskalation zu verlassen.
Dem/der Mediator/in kommt primär die Aufgabe zu, die Intensität der Auseinandersetzung zu beruhigen
und die Konfliktparteien auf eine gemeinsame Gesprächsbasis zurückzuführen. Dies geschieht mit
Hilfe verschiedener Gesprächsführungstechniken. Manchmal kann die bloße Bewusstmachung der eben
laufenden Eskalationsdynamiken allein schon eine wesentliche Deeskalation des Konflikts bewirken
    DIALOG  
      In einem umfassenden Dialog mit allen Beteiligten wird der Konflikt erforscht.
Respekt für alle Beteiligten und die Anerkennung der verschiedenen Ansichten ist unbedingt erforderlich.
Der Dialog ist eines der wichtigsten Instrumente des Mediationsprozesses. Er soll mit Empathie und
Kreativität, gewaltfrei und unparteiisch geführt werden. Im Dialog können Geschehnisse und Gefühle
vor der Zeit des Konflikts bearbeitet werden.
    DRITTPARTEI  
      Sammelbegriff für Personen, die nicht am Konflikt beteiligt sind, aber an der Konfliktbearbeitung
aktiv teilnehmen. Dies können MediatorInnen, RichterInnen, SchiedsrichterInnen,
Ombudsfrauen, -männer usw. sein.
    EINZELGESPRÄCHE  
      Die Einzelgespräche sind Teil eines Meditionsverfahrens bei einem Konflikt, der sich auf einer hohen
Eskalationsstufe befindet und bei dem es die Streitparteien ablehnen, direkt miteinander zu
kommunizieren. So können die MediatorInnen in schwierigen Situationen Einzelgespräche mit den
Konfliktparteien einschieben. Dort können die aufgetauchten Probleme ohne den Druck, dass die
"Gegenseite" mithört, geklärt werden. Auch können die Kontrahentlnnen auf diesem Weg den
MediatorInnen Vorschläge mitteilen, die sie vor der Gegenseite nicht offen aussprechen wollen.
    EMPATHIE  
      Empathie ist ein respektvolles Verstehen von Erfahrungen anderer Menschen ohne dabei wohlwollende
Ratschläge zu geben oder die Gefühle des anderen zu kommentieren. Das Mediationsverfahren soll
genügend Raum schaffen, um den Konfliktparteien die Möglichkeit zu geben vor allem ihre emotionale
Situation auszudrücken und es dem/der MediatorIn ermöglichen, diese auch nachzuvollziehen,
ohne dabei zu urteilen oder zu werten. Das Hauptaugenmerk wird dabei auf die Beobachtungen,
die Gefühle und die Bedürfnisse des anderen gelegt. Empathie ist nicht bloß ein "sich in die Lage des
anderen hineinversetzen", sondern vielmehr eine Grundhaltung und eine Voraussetzung wie man dem
anderen begegnet.
    ESKALATIONSDYNAMIK  
      Es gibt zahlreiche Modelle, Konflikteskalation in verschiedene Phasen einzuteilen,
im folgenden werden neun Eskalationsstufen unterschieden:

1. Verhärtung
Meinungen werden Standpunkte und nehmen starre Formen an.
Trotzdem besteht noch die Überzeugung, dass die Spannungen durch Gespräche lösbar sind.

2. Debatte
Es gibt noch gemeinsame Ziele und Interesse an der Aufrechterhaltung der Beziehung,
aber die Interessen der Einzelnen beginnen stärker zu konkurrieren und taktische Schachzüge
nehmen zu.

3. Taten statt Worte
Die eigene Auffassung wird nicht mehr in Frage gestellt, der andere muss durch Druck überzeugt
werden, die Empathie mit dem "anderen" geht verloren.

4. Images/Koalitionen
Stereotypen und Klischees werden aufgebaut, es findet eine Werbung um Anhänger statt.

5. Gesichtsverlust
Es kommt zu öffentlichen und direkten Angriffen, die auf den Gesichtsverlust des Gegners zielen.
Keinerlei direkter Kontakt mehr.

6. Drohstrategien
Drohungen und Gegendrohungen nehmen zu. Das Verhalten des Gegners erscheint aggressiv,
irrationales Handeln nimmt zu; Beschleunigung der Eskalation durch das Aufstellen von Ultimaten.

7. Begrenzte Vernichtungsschläge werden als "passende" Antwort durchgeführt.
Umkehrung der Werte: ein relativ kleiner eigener Schaden wird bereits als Gewinn bewertet.

8. Zersplitterung
Sprunghaftes Ansteigen der Aggression, die Zerstörung des feindlichen Systems wird als Ziel intensiv verfolgt, ohne die eigene Existenz aufs Spiel zu setzen.

9. Gemeinsam in den Abgrund
Es kommt zur totalen Konfrontation ohne einen Weg zurück. Die Vernichtung des Gegners zum
Preis der Selbstvernichtung wird in Kauf genommen.
Nach Friedrich Glasl: Konfliktmanagement.
Ein Handbuch für Führungskräfte und Berater. 3. Aufl.. Bem, Stuttgart 1992
Mit dem Betreten der nächsten Eskalationsstufe eröffnet man sich als Konfliktpartei eine ganze Kategorie von Handlungsmöglichkeiten. Das eigene Verhalten und das des Gegners werden weiter
eingeengt, weil bestimmte Handlungsalternativen ausgeschlossen werden. Der Übergang von
Stufe zu Stufe kann auch als das Abgleiten von einem Regressionsniveau zu einem noch
niedrigeren Regressionsniveau dargestellt werden. Die Konfliktparteien lassen sich danach von
Denkgewohnheiten, von Gefühlen und Stimmungen sowie von Motiven und Zielen leiten,
die nicht dem Grad ihrer wirklichen Reife entsprechen, sondern Rückgriffe auf bereits durchlebte
und "überwundene" Phasen in der Reifung sind.
    FAMILIENMEDIATION  
      Die Familie als ein in sich geschlossenes (Beziehungs-) System birgt ein hohes Konfliktpotential in sich.
Oft bietet die Hilfe von Außenstehenden die Möglichkeit, schwelende oder offen ausgebrochene Konflikte
in einer Art zu lösen, die von Konsens und Nachhaltigkeit geprägt ist. Folgende Situationen können als
problematisch betrachtet werden und bergen Chancen und Gefahren in sich.
In vielen Fällen kann die Mediation präventiv für weitere Eskalationen wirken:

Vor der Ehe sollte über Erwartungen, Vorstellungen und Wünsche gesprochen und mit Hilfe von
Mediation ein Ehevertrag aufgesetzt werden

Stieffamilien: Wenn sich Familien neu formen, können Regelungen für das neue Zusammenleben
besprochen und festgelegt werden

Erziehung: Wenn Eltern über die Erziehungsmethoden uneinig sind, ermöglicht ihnen Mediation,
gemeinsame Lösungen zu finden.

Jugendliche: Mit Hilfe von Mediation können Eltern und Jugendliche neue Regeln für das
Zusammenleben erarbeiten und gemeinsam festlegen

Erbstreitigkeiten: Mediation kann dazu beitragen, dass diese Streitigkeiten nicht vor Gericht
ausgetragen werden müssen.

Familienbetriebe: Wenn Kinder den elterlichen Betrieb übernehmen, kommt es immer wieder für alle
Beteiligten zu schwierigen Situationen. In der Mediation können auch dafür zufriedenstellende
Lösungen gefunden werden
    FRAGEN  
      Fragen sind das wichtigste gesprächstechnische Instrument im Mediationsverfahren.
Fragen dienen dem/der Mediator/in in erster Linie als Verständigungsmittel. Fragen und weniger die
Antworten sind für das In-Gang-Kommen bzw. den Fortschritt des Mediationsprozesses entscheidend.

Dabei bedient sich der/die Mediator/in verschiedener Frageformen:

Eröffnungsfragen – helfen, die Dinge in Gang zu setzen

Informationsfragen – verschaffen Fakten und/oder Ansichten

Klärende Fragen – machen abstrakte und allgemeine Dinge konkreter

Überprüfende Fragen – helfen dem/der Mediator/in, mehr über die Gründe zu erfahren,
warum jemand eine bestimmte Position einnimmt

Hypothetische Fragen – führen neue Gedanken in die Diskussion ein

Zirkuläre Fragen – unterstützen die Bildung und Überprüfung von Hypothesen

Zielende Fragen – bringen Themen auf den Punkt zurück

Abschließende Fragen – stärken den Entschlusswillen
    FREIWILLIGKEIT  
      Als eines der Grundprinzipien der Mediation gilt die freiwillige Teilnahme der Konfliktparteien.
Zwang zur Teilnahme be- oder verhindert, dass die Konfliktparteien selbst aktiv den Prozess mitgestalten,
was jedoch Voraussetzung für eine Lösung von Bestand wäre. Der Freiwilligkeitsgrundsatz gilt jedoch nicht
für alle Konfliktsituationen. (siehe Power-Mediation)
    GESPRÄCHSFÜHRUNG  
      Der/die Mediator/in ist als Hüterln des Mediationsverfahrens für die Gesprächsführung verantwortlich
und dabei sowohl für den formalen als auch für den inhaltlichen Prozess der Mediation zuständig.
Es werden Rahmenbedingungen geschaffen, Gesprächsregeln gemeinsam vereinbart. Um einen
konstruktiven Dialog zu ermöglichen, ist eine Vielzahl von methodischen Instrumenten notwendig
(siehe Fragen, Looping, Reframing)
    GRENZEN DER MEDIATION  
      In der Dynamik zwischen den Konfliktparteien gibt es Probleme, die eine Mediation erschweren bzw.
unmöglich machen können:

Wenn ein hohes Eskalationsniveau gegeben ist und das Streitpotential sehr hoch ist,
kann es zu früh für einen versachlichenden Prozess sein. In diesen Fällen ist es häufig sinnvoll,
nur begrenzte Übergangsregelungen vorzunehmen.

Bei hohen emotionalen Verstrickungen und Verletzungen. Hier kann psychotherapeutische
Unterstützung hilfreich sein.

Ist das Streitpotential sehr hoch, stehen Rachegefühle, Vergeltungswünsche und Vorwürfe im
Vordergrund, drängt sich immer wieder die Vergangenheit als zentrales Thema auf,
ist Mediation nicht möglich.

Existiert zwischen den Verhandlungspartnern ein starkes Machtgefälle, das vom Mediator/der
Mediatorin nicht ausbalanciert werden kann, ist ein faires Ergebnis meist nicht zu erreichen.

Unabdingbare Voraussetzung für Mediation ist die Bereitschaft zur Kooperation,
d.h. es müssen notwendige Informationen offengelegt und Absprachen in den Mediationssitzungen
als verbindlich angesehen werden. Meist jedoch führt das Handeln eines Partners entgegen der
Vereinbarung ohnehin zum Abbruch durch den anderen.
Ausschlusskriterien nach Witte 1994, S. 308
    GRUNDBEDÜRFNISSE  
      Johan Galtung skizziert zwei materielle und zwei immaterielle Grundbedürfnisse, die nicht hierarchisch
angeordnet sind: Überleben, Wohlbefinden, Identität und Freiheit. Die Frage welches der Grundbedürfnisse
bedroht wird (und sei es nur in der Vorstellung oder als Angst einer der Konfliktparteien) ist bei der
Konfliktbearbeitung entscheidend. Die Erfüllung aller vier Grundbedürfnisse ist für eine nachhaltige
Konfliktlösung unabdingbar.
    GRUPPENKONFLIKTE  
      Bei Mediation zwischen Gruppen mit verschiedenen einander zum Teil widersprechenden Interessen,
kommt der Wahl von akzeptierten RepräsentantInnen und der Rückkoppelung von RepräsentantIn und Gruppe eine wichtige Rolle zu. Für die Konfliktlösung besonders bedeutend ist es, eine Vereinbarung zu
treffen, die für die gesamte Gruppe nachvollziehbar und akzeptierbar ist. Im Mediationsverfahren wird
dafür gesorgt, dass es genügend Raum und Zeit gibt, um die Kommunikation zwischen RepräsentantIn
und Gruppe zu ermöglichen.
    INTERESSEN  
      Unterschiedliche Orientierungen/Bedürfnisse der Konfliktpartner, die während des Mediationsgeschehens
unbedingt berücksichtigt bzw. miteinander vereinbart werden sollten. Ein wichtiger Schritt im
Mediationsprozess ist es, weg von den Positionen der Konfliktparteien, hin zu den Interessen
und Bedürfnissen zu kommen. Gearbeitet wird an den unterschiedlichen Interessen, die verhandelt,
ausgeglichen und erfüllt werden sollen.
    INTERKULTURELLE MEDIATION  
     

Der Begriff der interkulturellen Mediation sagt nichts über den Konflikt selbst aus und kann von
Scheidung/Trennung über Wirtschafts- oder Nachbarschaftskonflikte bis hin zu internationalen
Konflikten reichen. Menschen mit unterschiedlichem kulturellen Hintergrund können in jeder nur denkbaren Form miteinander in Konflikt geraten, dh. jedes Konfliktfeld und damit potentiell jedes Mediationsfeldkann in einem interkulturellen Kontext stehen. Die allgemeinen Grundregeln und Tugenden der Mediation
wie Respekt, Offenheit, Allparteilichkeit, die Orientierung an Interessen und Bedürfnissen,
beschreiben statt werten, nachfragen statt interpretieren sind in diesem Zusammenhang ganz
besonders sorgfältig anzuwenden.
Die Grenze zwischen der "gemeinsamen" und der "fremden" Kultur sind nicht immer klar auszumachen,
da Austausch und gegenseitige Beeinflussung Kulturen laufend verändern. Festmachen lässt sich die
Grenze jedenfalls bei der Sprache als dem wesentlichsten Bestandteil einer Kultur. Sprache kann in
diesem Zusammenhang als Grenzstein zwischen den Kulturen gelten, als Kriterium dafür, ob ein
interkultureller Kontext gegeben ist oder nicht. Bei einer gemeinsamen Muttersprache aller Beteiligten(incl. MediatorIn) sprechen wir nicht von interkultureller Mediation. Darüber hinaus kann eine
Zweitsprache zur eigenen Sprache werden, wenn nach subjektivem Empfinden keine Begrenzung in den
Ausdrucksmöglichkeiten dieser Sprache gegeben ist. Sprache ist mehr als eine Ansammlung von Vokabeln und grammatikalischen Strukturen, Sprache transportiert viele andere Aspekte von Kultur mit.
Wenn daher jemandem eine Zweitsprache zur eigenen Sprache geworden ist, kann sie - für diesen
Zusammenhang - der Muttersprache gleichgesetzt werden. Die Unterschiede, die dennoch bestehen
mögen, reihen sich ein in die möglichen Kultur- und Subkulturunterschiede, wie sie zwischen den
Generationen, den Geschlechtern etc. bestehen.
Interkulturelle Mediation bzw. Mediation in einem interkulturellen Kontext bedeutet daher, dass für
das Verfahren keine - im ausgeführten Sinn - gemeinsame Sprache verfügbar ist.

    INTERVENTION  
      Zwischenschaltung durch den/die Mediator/in z.B. im Falle einer primär destruktiven Kommunikation
zwischen den Konfliktpartnern. Interventionen dienen der Exploration von Realitäten und der
Lösungsfindung. Interventionen umfassen spezielle Frageformen (⌦ Fragen) und andere Techniken wie
Loop of understanding (⌦ Looping), Implikationen auswickeln, Strukturieren/Schematisieren/Übersicht
herstellen/Zusammenfassen, Normalisieren/Neutralisieren sowie Reframing (⌦ Reframing),
die Verwendung von Provokationen (⌦ Provokation), Metaphern und Geschichten erzählen.
    KOMMUNIKATION  
      Kommunikation ist die allgemeine Bezeichnung für den Austausch von Informationen. Sie ist gleichzeitig
die wichtigste Form sozialer Interaktion.

Bei der Kommunikation werden vier Komponenten unterschieden:

1. der Sender, auch Kommunikator genannt. Dieser stellt die Informationsquelle dar;

2. die Information. Damit ist die Botschaft gemeint, die übermittelt wird;

3. der Kommunikationskanal, manchmal auch als Medium bezeichnet.
Dieser kann akustischer (z.B. bei gesprochener Sprache), optischer
(z.B. bei Gebärdensprache) oder taktiler Art sein (z.B. bei Blindenschrift);

4. der Empfänger, der die Information erhält.

Bei der Kommunikation unterscheidet man weiterhin drei Formen:

1. intrapersonale Kommunikation: Darunter versteht man den Austausch,
der innerhalb einer Person abläuft. Beispiel: Aufnahme von Daten aus der Umwelt;

2. interpersonale Kommunikation: Hier ist der Austausch von Informationen zwischen
mindestens zwei Personen gemeint;

3. mediengebundene Kommunikation, auch als Massenkommunikation bezeichnet.
Hier läuft der Austausch von Informationen zwischen den Massenmedien und
den Medienkonsumenten.

Die drei Phasen der Kommunikationsprozesse sind:

1. die Verschlüsselung (Encodierung)

2. die Übermittlung (Signalisierung)

3. die Entschlüsselung (Decodierung bzw. Interpretation).
In jeder Phase können Störungen auftreten, die zu verfälschten Informationen führen können. Damit
Kommunikation überhaupt stattfinden kann, muss die Information so übermittelt werden, dass der
Empfänger sie verstehen kann. Das bedeutet, dass das Kommunikationsmittel (z.B. eine bestimmte
Sprache) allen beteiligten Personen bekannt sein muss.
    KONFLIKT  
      Menschliches Zusammenleben verursacht Reibungen, Spannungen und Konflikte.
Es existiert jedoch keine allgemein anerkannte Definition des Konflikt-Begriffes.

Konflikte können zunächst einmal in vier Analyseebenen unterteilt werden:

1. intrapersonelle Konflikte des Individuums,

2. interpersonale (Beziehungs)Konflikte,

3. innergesellschaftliche Konflikte

4. Konflikte im internationalen System.
Demnach ist ein Konflikt eine Interaktion zwischen Akteuren (Individuen, Gruppen, Organisationen usw.),
wobei wenigstens ein Akteur Unvereinbarkeiten im Denken, Vorstellen, Wahrnehmen, Fühlen oder Wollen
mit einem oder mehreren Akteuren in der Art erlebt, dass die Verwirklichung durch einen oder mehrere
andere Akteure beeinträchtigt wird. Es geht hier also im wesentlichen um einander widersprechende bzw.
entgegengesetzte Interessen, die als solche von mindestens einem der Beteiligten erkannt und artikuliert
werden, da dieser sich in der Verfolgung seiner Interessen durch den anderen Akteur (durch die anderen
Akteure) beeinträchtigt sieht. (nach Friedrich Glasl)
Diese naturgegebene Existenz von sozialen Konflikten wird dann zum Problem, wenn diese als störend,
beängstigend, ja sogar als bedrohlich empfunden werden. Dies beeinflusst entscheidend den Umgang
mit Konflikten und kann zu Verdrängungsmechanismen oder zu destruktiven, in vielen Fällen sogar zu
gewaltsamen Lösungsstrategien führen.
Ein konstruktiver Ansatz zur Bewältigung liegt in der Betrachtung von Konflikten als Chance zu
Veränderung zu etwas Neuem. Die entscheidende Frage ist daher, wie Gesellschaften mit ihren
Konflikten umgehen.
    KONFLIKTANALYSE  
      Bei der Konfliktanalyse werden die verschiedenen Ebenen des Konflikts beleuchtet. Die Faktoren, die zum
Entstehen beigetragen haben und jene, die für dessen Bearbeitung notwendig sind, spielen dabei eine
wichtige Rolle. Es werden jedoch nicht nur die inhaltlichen und formalen Aspekte bearbeitet,
sondern auch Emotionen thematisiert.
    KONFLIKTBEARBEITUNG  
      Kennzeichen mediativer Konfliktbearbeitung ist eine zukunftsweisende und gewaltfreie
Auseinandersetzung mit dem Konfliktgegenstand, die auf eine nachhaltige, für alle Konfliktparteien
zufriedenstellende Lösung zielen soll. Konfliktbearbeitung kennzeichnet die Perspektive der sogenannten
"Dritten Partei" (also des Mediators, der Mediatorin), die die Konfliktparteien bei der Konfliktbearbeitung
unterstützen soll. Dabei wird angestrebt, die direkte Kommunikation wieder herzustellen und eine
gemeinsame Zielorientierung zu entwickeln.
    KONFLIKTMANAGEMENT  
      Während Mediation eine umfassende Regelung des Konflikts anstrebt, beschränkt sich
Konfliktmanagement in der Regel entweder auf die Regelung von Teilaspekten eines Konflikts oder
auf die Veränderung der Rahmenbedingungen. Als Begriff ist Konfliktmanagement aus dem
Sprachgebrauch des Wirtschaftslebens entlehnt und wird dort auch am häufigsten angewendet.
Die Grenzen zwischen Begriffen wie Konfliktmanagement, Mediation, Krisen-PR,
Organisations- oder Unternehmensberatung sind allerdings nicht immer exakt zu ziehen
    KONFLIKTPARTEIEN  
      Konfliktparteien sind direkt betroffene Personen und/oder Gruppen, deren Ziele unvereinbar und die im
Konfliktgeschehen aktiv involviert sind, um ihre Interessen zu vertreten. Zu berücksichtigen sind darüber
hinaus auch die Indirekt betroffenen Personen und/oder Gruppen, die an der Konfliktregelung keinen
Anteil haben, aber von den Konfliktfolgen betroffen sind.
    KONFLIKTTRANSFORMATION  
      Die Methode der Konflikttransformation nach Johan Galtung zielt auf eine Änderung der Einstellung und
des Verhaltens der Beiteiligten ab: von einer gewaltsamen Konfliktaustragung hin zu einer konstruktiv-
kreativen Konfliktbearbeitung auf unterschiedlichen Ebenen, um den Konfliktparteien alternative
Verhaltens- und Sichtweisen zu ermöglichen. Sie folgt einer Konflikttheorie, die versucht, alle Ebenen
der Gewalt zu bearbeiten: die Ebenen der direkten, strukturellen und kulturellen Gewalt. Dabei stehen
die (Grund-) Bedürfnisse der Parteien im Vordergrund und nicht ihre Interessen. Konflikttransformation
versucht eine Lösung zu finden, die über einen bloßen Kompromiss hinausgeht und die Konfliktursachen
aufzeigt. Zentrale Fragen sind dabei, welche Grundbedürfnisse hinter den Positionen der Parteien stehen
und wie man diese für beide Konfliktparteien zufriedenstellend erfüllen kann. Betrachtet man den Konflikt
auf dieser Ebene, so werden verschiedene Möglichkeiten sichtbar und alternative Lösungen greifba
    KONSENS  
      Unter Konsens versteht man prinzipielle Zustimmung über bestimmte Inhalte. So kann es auch einen
Konsens darüber geben, dass ein Problem existiert oder darüber, dass nicht miteinander kommuniziert
werden soll.
Im Mediationsprozess besteht zunächst eine konsensuale Grundhaltung über das Ziel der Mediation,
einer Lösung des Konflikts. Diese Lösung soll ebenfalls konsensual, d.h. die von allen Konflikparteien
mitgetragen, sein..
    KOOPERATIVE PROBLEMLÖSUNG  
      Wesentlich bei der kooperativen Problemlösung ist die Zusammenarbeit aller am Konflikt Beteiligten mit
dem gemeinsamen Interesse, den Konflikt zu regeln. Es wird nicht für die Durchsetzung der eigenen
Interessen gekämpft, sondern an einer gemeinsamen Problemlösung gearbeitet.
    LOOPING  
      Eine Gesprächstechnik, mit der überprüft wird, ob alle dasselbe innerhalb des Mediationsgesprächs
verstehen bzw. verstanden haben. Wo liegt der Konsens? Wo liegt der Dissens? Kann ich auch verstehen,
ohne einverstanden zu sein?
    MEDIATION  
      Konfliktmediation ist eine äquilibristische, das heißt ausgleichende Kunst zwischen verschiedensten
Erlebnis- und Alltagswelten, festgefahrenen Fronten, verborgenen Ängsten, offener Abwehr,
Widerstand in mannigfaltiger Verkleidung und dem Wunsch nach Befriedigung.
Dabei hängt der Erfolg professionellen Handelns wesentlich davon ab, ob es gelingt, Bewegung zu
initiieren, einen Prozess über den Austausch zwischen den Konfliktbeteiligten in Fluss zu bringen,
diesen zu lenken und insbesondere auftauchende Störungen, Erstarrungen, Blockaden und
Patt-Situationen kreativ und konstruktiv zu nutzen.
Nicht bloß interpersonell gilt es zu vermitteln, sondern auch intrapersonell: zwischen innerer
Bewegtheit und äußerer Bewegung. Gestik und die Musik der Sprache sagen uns – so wir diese
Zeichen "lesen" können - oft weit mehr und anderes als der Inhalt der Worte. (Ed Watzke)
    MEDIATION BEI TRENNUNG UND SCHEIDUNG  
      Ein vor- bzw. außergerichtlicher Weg zur Konfliktlösung, behandelt sowohl persönliche als auch materielle
Trennungs- und Scheidungsfolgen. Diese Form der Konfliktbearbeitung ist ergebnisorientiert,
wobei am Ende eine von beiden Parteien erarbeitete verbindliche Regelung stehen sollte.
In den durch Mediation getroffenen Vereinbarungen werden die Bedürfnisse beider Parteien berücksichtigt
und ein positiver Neubeginn für beide wird möglich. Gerade für gemeinsame Kinder wirkt sich das
Mediationsverfahren günstig aus, da der Konflikt nicht über die Kinder ausgetragen wird.
    MEDIATIONSPHASEN  
      Es gibt verschiedene Ansätze bei der Unterscheidung der Mediationsphasen. Das gängigste Modell unter-
scheidet 5 Phasen des Mediationsprozesses:

1. Die Vertragsphase:
Beziehung herstellen, den Ablauf des Mediationsprozesses erläutern, Grundregeln festlegen,
Abschluss einer Mediationsvereinbarung zwischen dem/der Mediator/in und den Konfliktparteien

2. Erarbeitung der Themenbereiche
Bestandsaufnahme, Bereiche der Übereinstimmung und Streitpunkte herausarbeiten,
Prioritäten setzen, Herausfiltern, welche Arten von Interesse bei den PartnerInnen wirksam sind:
konkrete Themen, Bedürfnisse und Interessen, Prinzipien

3. Bearbeitung der offenen Fragen und Konfliktfelder
Verständnis für unterschiedliche Sichtweisen entwickeln, Entscheidungsrelevante Kriterien
herausarbeiten (einschließlich der gesetzlichen Bestimmungen), die Streitpunkte und
Konfliktfelder bearbeiten.

4. Einigung erzielen
Optionen entwickeln (Brainstorming ohne Bewertung, "Vergrößerung des Kuchens"),
die Optionen auf ihren Gehalt überprüfen, Vor- und Nachteile abwägen – Auswahl treffen,
Entwurf der Vereinbarung

5. Den Prozess abschließen
Überprüfen des Entwurfs durch Berater der Partner, Abklären und Beenden des Prozesses,
Verbindlicher Vertragsabschluss.
    MEDIATIONSVEREINBARUNG  
      Vor Beginn einer Mediation werden die Bedingungen für die Verhandlungen vereinbart. In dieser Vereinbarung werden die TeilnehmerInnen an der Mediation namhaft gemacht, weiters werden der Gegenstand der Mediation, d. h. die Sachlage und die wichtigsten Streitpunkte aus der Sicht aller TeilnehmerInnen dargestellt und der Ort der Verhandlung bestimmt. Die Kosten für die Mediation werden ebenfalls in der Mediationsvereinbarung festgehalten und - wenn nicht anders vereinbart - zu gleichen Teilen von den Streitparteien getragen.
    MEDIATIONSVERTRAG  
      Im Mediationsvertrag werden die Ergebnisse der Mediation schriftlich festgehalten. Dadurch binden sich
die Streitparteien an den erzielten Konsens. Dieser Vertrag ist rechtsgültig und privatrechtlich bindend.
    MEDIATOR/MEDIATORIN  
      Als außenstehende Drittpartei unterstützt der/die MediatorIn die Konfliktparteien dabei, Lösungen in
kooperativer Form zu erarbeiten. Dabei identifiziert der/die MediatorIn destruktive Konfliktmechanismen,
unterbricht sie und initiiert andere Kommunikationsmuster, die eine beide Seiten befriedigende Lösung
ermöglichen. Der/Die MediatorIn steuert die Verhandlungen nicht inhaltlich, sondern in erster Linie
verfahrensmäßig und achtet darauf, dass die gemeinsam erstellten Regeln eingehalten werden.
Der/Die MediatorIn hat in der Streitsache selbst keine Entscheidungsbefugnis.
    MODERATION  
      Leitung und Umgang mit Arbeits- und Projektgruppen in Wirtschaft, Kultur und Unterricht.
Die Moderator/Innen bearbeiten mit der Gruppe inhaltliche und organisatorische Vorgaben unter
Berücksichtigung der unterschiedlichen Positionen in der Gruppe und des Informationsstandes der
Beteiligten. Der richtige Einsatz der Mittel u
    NACHBARSCHAFTSMEDIATION  
      Nachbarn stehen, ob sie es wollen oder nicht, in einer sozialen Beziehung zueinander. Scheinbar harmlose
Vorfälle können zu hochstrittigen Auseinandersetzungen und zu langwierigen Gerichtsverfahren führen.
Die Reduktion auf Rechtsfragen wird aber der Sache meist nicht gerecht. Durch die Komplexität der
Konflikte im emotionalen, rechtlichen und auch psychologischen Bereich, die dauerhafte Beziehung
zwischen den Betroffenen und die Überlastung und Überforderung der Gerichte bietet sich Mediation
bei Miet- und Nachbarschaftskonflikten förmlich an. Daher finden viele Nachbarschaftsstreitigkeiten
durch Mediation eine raschere und dauerhaftere Regelung.
    NEUTRALITÄT  
      Neutralität ist in Bezug auf Mediation als Haltung des Mediators/der Mediatorin zu den Konfliktparteien
und dem Streitgegenstand zu verstehen. Neutralität soll gegenüber den Interessen der Streitpersonen und
ihren Lösungsvorschlägen bestehen. Der/die MediatorIn soll kein Eigeninteresse an dem Konflikt verfolgen
sehr wohl aber für die Regelung des Konflikts aktiv Partei ergreifen.
    OFFENHEIT  
      In der ersten Phase der Mediation werden die dem Konflikt zugrundeliegenden Fakten sowie die hinter den
Positionen verborgenen Interessen der Konfliktparteien geklärt. Offenheit bildet hier – wie auch
im gesamten Mediationsverlauf - eine der wichtigsten Grundvoraussetzungen für das Funktionieren
des Mediationsprozesses. Ist diese Offenheit nicht gegeben, kann es zu keiner für alle Parteien zufrieden-
stellenden und tragfähigen Konfliktregelung kommen.
    OPTIONEN  
      Durch die Erarbeitung von Optionen werden neue Perspektiven und Alternativen im Konfliktfeld gewonnen,
die die verengte Sichtweise auf eine bestimmte einseitige Konfliktlösung überwinden helfen.
Das erfordert von dem/der Mediator/in ein hohes Maß an Kreativität.
    PEER-MEDIATION  
      Streit-Schlichter - oder Konfliktlotsen-Programm
Streitschlichtung durch SchülerInnen bedeutet, dass diese selbst Verantwortung übernehmen und in Form
von Streitschlichtungsgesprächen gemeinsam mit den betroffenen SchülerInnen eine Lösung finden,
die alle Seiten akzeptieren können. Peer-Mediation ist ein wirksames Konfliktlösungs-Verfahren
(Indikatoren: Zufriedenheit, Bindung an Vereinbarungen) und ein Lernfeld für soziale Kompetenzen
(Einübung angemessener alternativer Strategien, Akzeptanz und Transfer in das außerschulische Umfeld);
stützt den pädagogischen Auftrag der Schule; erhöht das Selbstwertgefühl (Rolle des Moderators/Mediators);
fördert Toleranz und Verständnis für andere (z.B. Integration auffälliger Schüler in den Klassenverband);
schafft mehr Zeit zum Lernen (weniger Aufwand für Blockaden bzw. Konflikte) und verbessert somit die
Streitkultur (Schulkultur) insgesamt.
    PERSPEKTIVENWECHSEL  
      wird in der Mediationspraxis eingesetzt, um Verständnis zwischen zerstrittenen und möglicherweise
verfeindeten Parteien zu wecken. Dies geschieht z.B. im Dialog: Die Konfliktparteien versuchen jeweils
die Sichtweise des anderen anzuhören, kennenzulernen und dann zusammenzufassen. Sie werden
herausgefordert, einen Schritt aus dem Rahmen ihrer Realität und ihrer selektiven Wahrnehmung zu
treten und so den Konflikt aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten
    POSITIONEN  
      Positionen wie "ich will" oder "ich will nicht" sind für konstruktive Konfliktregelungen nicht sehr hilfreich.
Der Mediator/die Mediatorin versucht durch bestimmte Fragetechniken, die hinter den Positionen
liegenden Interessen, Bedürfnisse und Wünsche, aber auch die Ängste und Befürchtungen der
Konfliktparteien herauszufinden.
    POST-CONFLICT-RECONSTRUCTION  
      Seit der "Agenda für den Frieden" von 1992 ist Post-Conflict-Reconstruction, Friedenskonsolidierung,
als eine neue friedenspolitische Herausforderung für die internationale Gemeinschaft definiert worden.
Ziel der Bemühungen ist es, dem Wiederausbruch von Gewalttätigkeiten vorzubeugen.
Friedenskonsolidierung ist ein politisch hochsensibler, komplexer gesamtgesellschaftlicher Prozess der
Rehabilitation, der Rekonstruktion und der Erneuerung, dessen Erfolgsbedingungen der Wissenschaft und
Praxis bislang erst in Ansätzen bekannt sind. Elemente des Katastrophen-Managements verbinden sich
dabei mit entwicklungspolitischer Rekonstruktion und friedenspolitischer Konflikt-Transformation.
Der norwegische Friedensforscher Johan Galtung hat all diese Dimensionen der Friedenskonsolidierung
treffend auf den Begriff der "drei Rs" gebracht und auf den Zusammenhang von Resolution,
Reconstruction und Reconciliation verwiesen. Insgesamt stellt Friedenskonsolidierung also ein
anspruchsvolles Projekt dar, eine Art nachholender Staaten- und Nationenbildung, deren vorheriges
Scheitern im Bürgerkrieg zum Ausdruck kam, sowie den Aufbau einer demokratisch legitimierten,
ökonomisch prosperierenden, sozial gerechten und friedensfähigen Nachkriegsgesellschaft.
(Nach Volker Matthies)
Mediation kann diesen Prozess wirkungsvoll unterstützen.
    PRÄ-MEDIATION  
      In einem Informationsgespräch, das zwischen dem Mediator/der Mediatorin und den einzelnen
Konfliktparteien in der Regel getrennt durchgeführt wird, werden die Grundzüge sowie die Möglichkeiten
und Grenzen eines Mediationsverfahrens vorgestellt. Die Prä-Mediation dient auch der Abklärung,
ob der gegenständliche Konflikt für ein Mediationsverfahren geeignet ist.
    PRÄVENTIVE KONFLIKTBEARBEITUNG  
      Mediation hat, wenn sie bereits im Vorfeld oder begleitend zu strittigen Projekten, etwa im
Wirtschafts- oder Umweltbereich, mit allen betroffenen Gruppen durchgeführt wird,
auch präventiven Charakter und kann so weitere Konflikteskalationen verhindern.
Auch die Qualität der im Mediationsvereinbarung vereinbarten Regelungen kann va. im Hinblick auf
ihre Nachhaltigkeit in erheblichem Maß zur Vermeidung von zukünftigen Konflikten und somit zur
Gewaltprävention beitragen
    PROVOKATION  
      In der Mediation eine Möglichkeit um Positionen aufzuweichen und den Horizont zu erweitern.
Günstig erscheint Fragen (provokante, "dumme") zu stellen. Dabei ist es wichtig, der gefragten Person
immer eine große Wertschätzung (ihrer Person) gegenüber entgegenzubringen. Dieser provokative Stil
verlangt großes Einfühlungsvermögen, Sicherheit und Mu
    POWER – MEDIATION  
      In der internationalen Politik findet Power-Mediation (direktive Mediation) dann statt, wenn ein Krisenfall
zu eskalieren droht und Schlimmeres abgewendet werden soll. Großmächte betreiben sozusagen
Mediation mit ihren Machtmitteln, um die Konfliktparteien durch wirtschaftlichen Druck/Anreiz und/oder
militärische Drohung zum Einlenken zu bewegen und Verhandlungen zu ermöglichen.
Auch während der Verhandlungen wird Druck ausgeübt, um eine Konfliktlösung zu finden.
    RECHT  
      In der Mediation geht es um Rechtsverwendung im Unterschied zur Rechtsanwendung wie etwa bei
einem Prozess. Das Recht dient also nicht als Maßstab für die Entscheidung, es kann jedoch für die
Vertragsgestaltung nutzbar gemacht werden. In vielen Fällen, wie etwa in der Wirtschafts- oder
Familienmediation ist es erforderlich, dass die Mediationsvereinbarungen durch einen Anwalt oder
Notar geprüft werden. Der Mediator/die Mediatorin benötigt rechtliche Grundkenntnisse,
darf aber grundsätzlich keine Rechtberatung erteilen, jedoch im Bedarfsfalle auf rechtliche Grenzen
von Lösungsvorschlägen hinweisen.
    REFRAMEN (REFRAMING)  
      ist eine oft angewandte und nützliche Technik der Gesprächsführung. Reframing stellt eine Aussage oder
einen Erfahrungsbereich in einen neuen Kontext. Die "Einrahmung" des Konflikts wird gewechselt und
dadurch entstehen neue Zusammenhänge und Perspektiven der Wirklichkeit. Dies ist ein wichtiges
Instrument zur Klärung und hat zur Folge, dass allgemeine Gegenüberstellungen und negative
Meinungen umgewandelt werden
    SCHIEDSSPRUCH  
      Entscheidung über Konfliktlösung durch unparteiische dritte Instanz ohne Beteiligung der Konfliktparteien
    SCHULMEDIATION  
      Im Schulbereich werden Mediationen von ausgebildeten Fachkräften zwischen SchülerInnenn
(⌦ Peer-Mediation), zwischen SchülerInnen und LehrerInnen, innerhalb der Lehrkörpers und auch
zwischen Eltern und Schule durchgeführ
    SETTING  
      Unter Setting wird in der Mediation im wesentlichen die Festlegung der Rahmenbedingungen wie Ort
und Zeitpunkt der Vermittlung, die Auswahl der teilnehmenden Konfliktparteien sowie die Anzahl und
die Personen der MediatorInnen verstanden.
    SHUTTLE - MEDIATION  
      Vor allem in internationalen Konflikten angewandtes Verfahren, bei dem die MediatorInnen die
Konfliktparteien getrennt aufsuchen und mit Konfliktlösungsvorschlägen zwischen den Parteien pendeln.
Dieses Mediationsverfahren kommt in jenen Fällen zur Anwendung, wo die gegenseitige Ablehnung der
Konfliktparteien so stark ist, dass eine Mediation an einem Ort nicht möglich ist.
(z.B. Pendeldiplomatie Kissingers)
    SPIEGELN  
      Spiegeln bedeutet, mit eigenen Worten kurz zusammengefasst wiedergeben, was der oder die
andere gesagt hat.
Das Spiegeln ist das wichtigste Mittel, um deutlich zu machen, dass man dem Gegenüber intensiv zuhört
und um überprüfen zu können, ob man alles richtig verstanden hat. Missverständnisse können dadurch
weitgehend vermieden werden
    SZENARIEN  
      Entwurf alternativer zukunftsorientierter Lösungsmodelle in komplexen Konfliktsituationen.
    STREITSCHLICHTUNG  
      Konventionelle, in der Geschichte häufig praktizierte und von der Diplomatie verwendete
Konfliktlösungsmethode, die unterschiedliche Strategien zur Konfliktvermitltung umfasst.
    TRANSAKTIONSANALYSE  
      Integratives Konzept, mit dessen Hilfe psychische Prozesse und lebensgeschichtliche Entwicklungen ver-
stehbar gemacht werden können. Es bietet dem/der Mediator/in die Möglichkeit, zwischenmenschliche
Kommunikationsmuster zu beschreiben und zu erklären.
    TRANSPARENZ  
      Offenheit
    UMWELTMEDIATION  
      Projekte, bei denen es um Eingriffe in die Natur geht und die die Lebensqualität von BürgerInnen direkt
beeinträchtigen, führen zunehmend zu langjährigen Auseinandersetzungen und Konflikten zwischen
Bürgerinitiativen, Industriebetrieben und Verwaltungsbehörden. Mediation bietet hier die Möglichkeit,
diese komplexen Konflikte infolge der divergierenden Interessenebenen einer Lösung näher zu bringen.
Umweltmediation ist dabei vor allem durch folgende Kriterien charakterisiert: Vielparteienkonflikte,
Arbeit mit großen Gruppen, mit Repräsentanten von Interessensvertretungen, Komplexität der
Konfliktthemen und -gegenstände, Entscheidungskompetenzen meist im politisch-administrativen Bereich,
ideologisch und weltanschaulich geprägte Wertekonflikte, Macht- und Ressourcen-ungleichgewichte,
komplexe wissenschaftlich-technische Fragen mit hoher Unsicherheit und unsicherer Ausgang eines
möglichen Rechtsstreits.
Konfliktregelung in Form von Mediation oder mediationsähnlichen Verfahren führt nicht nur zu einer
deutlichen Erhöhung der Akzeptanz und Legitimität der getroffenen Vereinbarungen. Es hat, wenn es
bereits im Vorfeld oder begleitend zu Planungs- und Genehmigungsverfahren mit allen betroffenen
Gruppen durchgeführt wird, auch einen präventiven Charakter
    VERTRAULICHKEIT  
      Ist ein Grundelement der Mediation. Der Mediator ist während und nach dem Mediationsverfahren
zur Vertraulichkeit verpflichtet.
    WIN-WIN – LÖSUNG  
      Eine Win-Win – Lösung ist das Ideal-Ziel jeder Mediation. Es bedeutet, dass als Resultat der Mediation
alle Konfliktparteien in ihrer Interessenslage bestätigt werden, einen größtmöglichen Nutzen von der
Konfliktlösung haben und nicht nur ein schlechter Kompromiss erreicht wird.
Dafür müssen konsequent die Bedürfnisse, Wünsche, Forderungen, Ängste und Vorbehalte aller Parteien
herausgearbeitet werden. Das ist die Voraussetzung für den Mediationsprozess und letztendlich für die
Konfliktlösung, mit der alle Parteien zufrieden sind und mit der sie auch in Zukunft leben können.
    WIRTSCHAFTSMEDIATION  
      Ungelöste innerbetriebliche Konflikte führen häufig zu Verschlechterungen des Arbeitsklimas,
Demotivierung der MitarbeiterInnen und damit zu einer negativen Entwicklung der Produktivität
des Unternehmens. Das kostet Zeit und Geld und verschlechtert die Leistungsbilanz und die
Wettbewerbssituation. Auch bei Konflikten zwischen verschiedenen Unternehmen lässt sich durch
Mediation ein kosten- und zeitintensiver Rechtsstreit vermeiden.
Wirtschaftsmediation kann daher bei allen Konflikten in und zwischen betrieblichen Organisationen
eingesetzt werden, insbesondere bei Konflikten oder Problemen zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer,
zwischen Betrieb und Lieferanten oder Kunden, zwischen Geschäftsleitung und Belegschaft.
Auch bei Unternehmensnachfolgen gewinnt Mediation zunehmend an Bedeutung.